Leistungsschnitt in SAP-Projekten – Das unsichtbare Steuerungsproblem, das Millionen kostet

Warum SAP-Projekte scheitern, obwohl alle Beteiligten fest davon überzeugt sind, dass sie alles richtig gemacht haben. Und wie Sie als CIO wieder Klarheit gewinnen.


Einleitung: Die schöne Fiktion vom Projekt-Team

Im Projekt-Kickoff herrscht noch Frieden. Alle sind ein Team. Die Fachbereiche bringen „die Anforderungen“, die IT „setzt um“, die Dienstleister „integrieren“ – und alles wird „gemeinsam“ zum Erfolg geführt. So steht es in der PowerPoint.

Und dann? Dann kommt nach dem Go-Live die Realität. Ein Vorgang bleibt liegen. Der Kunde ruft an. Die Disposition weiß von nichts. Die IT hat „nur umgesetzt“. Und der Dienstleister? Der verweist auf das Ticket, das nie beantwortet wurde. Willkommen in der postfaktischen Steuerung eines SAP-Projekts.

Es fehlt etwas. Etwas Unsichtbares. Etwas, das keiner will, aber alle brauchen:

Der Leistungsschnitt.


Was ist ein Leistungsschnitt? (Und warum klingt er wie ein chirurgischer Eingriff?)

Ein Leistungsschnitt ist die scharfe, unbestechliche Abgrenzung von Verantwortung innerhalb eines Geschäftsprozesses. Keine Hierarchie. Kein Organigramm. Keine Ressortlogik. Sondern: Wer übergibt was, wann, an wen, mit welchen Daten – und in welchem Zustand.

Der Leistungsschnitt ist der Moment im Prozess, in dem Verantwortung den Besitzer wechselt – oder verschwindet.

Man kann den Leistungsschnitt sich vorstellen wie die Übergabe eines Staffelstabs. Nur dass im Unternehmen oft keiner weiß, wer gerade läuft, und ob überhaupt jemand das Ziel kennt.


Beispiel gefällig? Lagerlogistik trifft Distributionslogistik.

Die Lagerlogistik vereinnahmt Ware, kommissioniert sie, verpackt sie – und legt sie „bereit“.

  • Aber wann genau ist sie bereit?
  • Für wen?
  • Mit welchen Begleitpapieren?
  • Wer druckt den Zolldatensatz?
  • Wer bucht wann den Warenausgang spricht Gefahrenübergang?

Ohne Leistungsschnitt bleibt all das implizit – und im Zweifel: unerledigt.


Fachlich. Technisch. Und dazwischen: Verantwortung.

Der fachliche Leistungsschnitt sagt: Wer hat welche Teilstrecke eines Prozesses im Griff? Wer braucht was von wem? Wer übergibt welchen konkreten Liefergegenstand – Daten, Dokumente, Entscheidungen aufgrund welcher Vorbedingungen?

Der technische Leistungsschnitt sagt: Wer pflegt was im System? Wer ist zuständig für Customizing, steuernde fachliche und technische Parameter, Schnittstellen? Wer weiß, wie das SAP und die Drittsysteme wirklich zusammen „ticken“?

Fehlt einer davon – kracht’s.


Die fünf Symptome des fehlenden Leistungsschnitts

1. Schattenverantwortung: In nahezu jedem Projekt stellen wir dieselbe Diagnose: Bis zu 40 % der SAP-MM-Stammdaten sind niemandem verantwortlich zugewiesen. Sie existieren – irgendwie. Jeder nutzt sie. Aber niemand fühlt sich zuständig.

2. Silostrukturen verhindern Prozessverantwortung: Jede Abteilung optimiert ihren Bereich. Planung will Forecast-Stabilität. Einkauf will Skonti. Vertrieb will liefern – um jeden Preis. Und die IT? Versucht, das alles irgendwie zu bauen.

3. Outsourcing ohne Steuerung: Dienstleister liefern, aber erklären und entscheiden nicht. SLAs werden gemessen, aber nicht gelebt.

4. Technologie ist schneller als Organisation: S/4HANA liefert Echtzeit-Analytics, integrierte Planung, KI-basierte Bedarfsprognosen. Aber Einstellungen von vor drei Jahren lenken Prozesse – ohne Mandat, ohne Kontrolle.

5. Die Eskalation als Betriebsroutine: Projekte funktionieren nicht. Aber sie eskalieren gut.


Und der CIO? Mittendrin statt obenauf.

CIOs stehen zwischen den Stühlen:

·       Sie sollen führen – dürfen aber oft nur vermitteln.

·       Sie tragen Budgetverantwortung – aber nicht für die operativen Lücken.

·       Sie berichten an den Vorstand – und hoffen, dass der Leistungsschnitt kein Thema wird.

Dabei ist genau das der Hebel: Die explizite Steuerung der Übergaben. Die Wiederherstellung von Verantwortung aufgrund von objektiven Fakten.


Der Leistungsschnitt ist kein Tool. Er ist ein Führungsakt.

Ein klar definierter Leistungsschnitt bedeutet:

· Verbindlichkeit statt Gewohnheitsrecht

· Transparenz statt impliziter Steuerung

· Qualitätsübergaben statt Hoffnungsübergaben

Er ist der Moment, in dem Klarheit entsteht – nicht durch Meetings, oder Sterne auf der Schulter sondern durch Struktur.


Fazit: Wer führt, muss schneiden.

Wenn Sie SAP einführen, führen Sie nicht nur Software ein – Sie führen sich selbst. Der Leistungsschnitt zeigt, wo Ihre Organisation operativ funktioniert – und wo sie nur so tut.

Der wahre Engpass liegt nicht im System. Sondern zwischen zwei oder mehreren Rollen, die nicht miteinander reden.


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Von Christoph Lefkes, Daniel Goldberg und Matthias Berth SAP-Krisenmanager mit Hang zur Wahrheit

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